Tagebuchseite -1024-

Lebenserfahrungen: Liebe

Wer und was zu mir kommen möchte, kommt von allein, kommt freiwillig. Und ebenso geht er, sie oder es auch. Das gilt auch und vor allem für die Liebe.

Es macht keinen Sinn, nach Liebe zu suchen, schon gar nicht, wenn die Sehnsucht am größten ist. Die Gefahr enttäuscht zu werden, in Resignation zu verfallen gar, ist dann am größten.

Liebe lässt sich nicht durch Suche finden und sie lässt sich auch nicht festhalten. Sie ist der Inbegriff von Freiheit und lässt sich also weder einfangen noch gefangen halten. Ich habe keinerlei Einfluss darauf, ob sie den nach meinem Ermessen schönsten Platz in meinem Herzen annehmen mag oder nicht.

Meine Vorstellung von Liebe ist subjektiv und sie ist in großen Teilen ein Wunsch, eine Illusion und sie wird das grundsätzlich auch bleiben.

Weil das so ist, ist auch das Leben überwiegend Illusion. Wenn wir wünschen, wenn wir träumen, sind wir nicht in der Gegenwart, aber genau dort findet unser Leben tatsächlich statt, dort und nur dort ist das, was real, was Realität ist.

In der Realität sein aber, bedeutet für viele Menschen viel mehr Existenz als Leben. Und selbst diese Existenz ist häufig außerdem noch eine bedrohte, in dieser oder jener Weise.

Realität und Liebe sind einander immer fremder geworden. Die Realität ist fordernd, rau, laut, sie schreit nach mehr Tempo, mehr Einsatz, sie gebietet, Ellenbogen einzusetzen und durchzuhalten, erlaubt fast alle Mittel zum Zweck. Liebe hingegen ist Rücksicht, ist sanft, spricht, sodass du zuhören kannst, sie mag die Ruhe und ist nicht fordernd, sie gibt, was du erlaubst, was du als schön empfindest, dafür mag sie sogar zurückhaltend sein.

Die Realität macht, dass Menschen die Liebe mehr und mehr verlernen, verlernen, was Liebe ist. Dass sie nicht Sex ist und auch nicht an Sex gebunden, dass die eigentliche Liebe nicht körperlich definiert und determiniert ist, dass sie vielmehr die Kultur urmenschlichen, von Respekt und Empathie geprägten Umgangs miteinander ausmacht. Sie ist als solche viel größer, viel freier, als an Mann und Frau oder bestimmte Alterskonventionen gebunden zu sein.

In der Realität unserer Existenzen, unseres Existierens, ist derartige Liebe immer weniger zu finden. Da wo sie ist, wird sie meist nicht verstanden, belächelt, verunglimpft oder gar verurteilt.

So wird, sie wirklich zu leben, zum doppelten Risiko. Dem des Zurückbleibens in der „Dynamik“ der Realität und somit in dem, was Gesellschaft heute bestimmt, ist und ausmacht und dem des verletzt Werdens und Bleibens.

Wer angesichts dessen dennoch liebt, Liebe zu geben versucht, ist in meinen Augen (innerlich) schön, weil er/sie sich das bewahrt hat, was urmenschlich ist.

Wer und was zu mir kommen möchte, kommt von allein, kommt freiwillig. Und ebenso geht er, sie oder es auch. Das gilt auch und vor allem für die Liebe.

Das soll, das muss so bleiben, so schwer das auch auszuhalten ist.

***

Haley Bonar (eigentlich Haley McCallum) ist eine 1983 in Kanada geborene amerikanische Sängerin und Songschreiberin, die mehrere Musikinstrumente beherrscht. So spielt sie mehrere Gitarrenarten sowie E-Piano. Mit 20 Jahren veröffentlichte sie erstes Album, weitere acht sind in der Folge erschienen, das bislang letzte „Munca“ in diesem Jahr. Das melodisch und textlich sehr schöne Lied „Hometown“, das ich heute hier teile, stammt von ihrem im Jahr 2016 veröffentlichten Album „Impossible Dream“. Es ist ein Stück angenehm zu hörender, sanfter, melodischer, aber durchaus anspruchsvoller Indie-Pop:

Haley Bonar – „Hometown“

4 Gedanken zu “Tagebuchseite -1024-

  1. Ein altfranzösisches Sprichwort sagt „L’amour est l’enfant de la liberté“ – die Liebe ist das Kind der Freiheit. Das ist einer meiner Lieblingszitate.

    Für mich ist Liebe das einfachste und schwierigste zugleich. Ich glaube daran, dass wir Menschen hier sind um zu lieben. Und doch müssen wir, der Großteil zumindest, erst zu lieben lernen. Bewertungen und Begrenzungen, Macht und Geld, und noch viele viele andere Schatten und verhältnismäßig unbedeutende Dinge stehen uns im Weg.

    So oft liest und hört man „Erst, wenn man sich selbst liebt, kann man jemand anderes wirklich lieben“, das stimmt für mich jedenfalls nicht überein. So oft habe ich geliebt, liebe ich und vergebe, tief aus dem Herzen.
    Naja, jedenfalls liebster Sternflüsterer bin ich mir sicher du wirst geliebt. Das L-Wort und insgesamt die berühmten 3 Worte sagt man nicht oft und nicht zu jedem… manchmal sagt man stattdessen „Ich bin froh, dass du da bist.“
    Also, ich bin froh, dass du da bist. ✨

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    • Oh, das ist ja so lieb (sic!) von Dir. Das rührt mich wirklich, liebes Glühwürmchen. Aber ich kann und mag das nur aus vollem Herzen erwidern. Ich schätze es auch sehr, dass Du jetzt da bist, für mich wirklich spürbar. Und es fühlt sich an, dass da eine verwandte Seele ist. –

      „So oft liest und hört man „Erst, wenn man sich selbst liebt, kann man jemand anderes wirklich lieben“, das stimmt für mich jedenfalls nicht überein.“ – Für mich auch nicht. Ich habe selbst in den für mich schwierigsten Zeiten nie jemanden verurteilen oder gar hassen können, das liegt so gar nicht in meinem Wesen. – Ich glaube, wir sind uns (auch) insoweit sehr ähnlich.

      Lieben Dank für diese schönen und so wertschätzenden Zeilen hier von Dir. Nur meine schönsten Grüße an Dich! ✨💙

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  2. Ich finde deine Worte unglaublich passend und in gewisser Art auch beruhigend, da du es genau auf den Punkt bringst und das liest/sieht man nicht mehr so häufig. Es tut gut, zu erkennen, dass diese Sichtweise noch nicht ausgestorben ist.
    Liebe ist so viel mehr, so viel vielschichtiger. Ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern, was Liebe bedeutet. In der heutigen Zeit vergisst man es so schnell. Vielleicht tut es deshalb so gut, deine Worte zu lesen. Vielleicht habe ich das gerade jetzt gebraucht.
    Ich danke dir 💪🏼
    Gerne bleibe ich noch länger bei dir und lausche deinen Texten ✨
    Ganz liebe Grüße 💚

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    • Ach, das freut mich sehr und Du bist jederzeit herzlich eingeladen, liebe Lisa.

      Und ich bin glücklich darüber, dass meine Worte für Dich in offenbar so positiver Weise gut und wichtig sind. Ich habe nicht erwartet, dass sie so eine Wirkung haben könnten.

      Dankeschön, dass Du mich immer wieder hier besuchst. Ich bin auch regelmäßig bei Dir, lasse aber nicht immer ein Zeichen da … (… versuche mich zu bessern!)

      Sehr liebe Grüße an Dich! ✨💚

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