Zwischenstopp -54-

Es gibt in diesen Zeiten so viele Dinge, Geschehnisse, Ereignisse, Äußerungen, die geradezu nach einem Innehalten schreien, es erfordern. Aber der uns erbarmungslos mitziehende Mainstream lässt längst keine Pausen mehr zu. Auch keine, um vielleicht, hin und wieder wenigstens, zur Vernunft zu kommen.

Ich musste zuletzt innehalten, konnte gar nicht anders, mich hatte jeweils geradezu eine Lähmung befallen. Und, besonders schlimm, ich habe umsonst gewartet, dass irgendwer irgendetwas zu relativieren, einzuordnen oder gar eine Kritik zu äußern bereit gewesen wäre …

Worum es ging, worum es geht? Bitteschön:

In jener Tageszeitung, die ich für eine der ganz wenigen noch halbwegs lesenswerten halte, stand gestern als Randnotiz eine Nachricht mit der Überschrift „Lambsdorff kritisiert Ostermärsche“. Der FDP-Außenpolitiker und Europaabgeordnete wurde dort folgendermaßen zitiert:

„Wenn Ostermarschierer jetzt Abrüstung fordern und in Interviews vorschlagen, die Ukraine ‚gewaltfrei zu unterstützen‘, spucken sie den Verteidigern Kiews und Charkiws ins Gesicht. Sie traumatisieren die zu uns Geflüchteten ein zweites Mal, denn sie schützen die Mörder und Vergewaltiger von Butscha, Irpin und Mariupol. Die Ostermarschierer sind die fünfte Kolonne Wladimir Putins, politisch und militärisch.“ – Sie bedeuteten eine Gefahr für die Sicherheit Deutschland und Europas.

Ich will mich mit meinem Empfinden zu diesen Aussagen nicht zurückhalten:

Ich empfinde sie wie einen Schlag in die Magengrube, ich sehe in ihr eine unsachliche, zutiefst beleidigende und verunglimpfende Tirade gegen eine traditionsreiche und verdienstvolle Friedensbewegung und ich bin entsetzt, das bei allem Respekt für Meinungsfreiheit eine derartige Äußerung eines hochrangigen Politikers und Repräsentanten meines „Heimat“landes und einer demokratischen Partei unkommentiert und unwidersprochen bleibt.

Dass die Ansicht von Herrn Lambsdorff keine vereinzelte ist, musste ich im Übrigen bei einer Lesereise, die ich, ebenfalls gestern, durch einige Blogs unternahm, feststellen. Offenbar ist es mal wieder meiner eigenen Naivität geschuldet, dass ich nicht bemerkt habe, dass Pazifismus und eindeutiges Bekenntnis zur Lösung von Konflikten mit friedlichen, gewaltfreien, diplomatischen, politischen Mitteln mittlerweile nicht nur als weltfremd, sondern als zynisch und dumm angesehen wird.

Wo geht es hin, wenn Menschen, die sich konsequent für Gewaltfreiheit, Ächtung von Waffen und Frieden einsetzen, sich in dieser Haltung treu bleiben, mit Kollaborateuren von Angriffskriegern gleichgesetzt werden?

Mir macht das furchtbare Angst!

Aber mein Schrecken hat(te) damit keinesfalls ein Ende. Noch etwas möchte, ja muss ich hier teilen, was mich ebenso stark getroffen und zunächst sprachlos gelassen hat:

Es war vorgestern Abend als Florence Gaub, Vizedirektorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien in Paris und Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam, im Talk bei Markus Lanz folgendes sagte:

„Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne – die einen anderen Bezug zu Gewalt haben, die einen anderen Bezug zu Tod haben. … …das gibt da nicht diesen liberalen, postmodernen Zugang zum Leben; das Leben als ein Projekt, was jeder für sich individuell gestaltet, sondern das Leben kann auch mit dem Tod recht früh enden – ich meine Russland hat auch eine relativ niedrige Lebenserwartung, ich glaube 70 für Männer, ähm, das ist halt einfach… da geht man einfach anders damit um, dass da Menschen sterben. Das ist dramatisch.

Ich konnte diese Zitate eben kaum niederschreiben. Und ich möchte auch zu diesen Äußerungen klar Stellung beziehen.

Ich sehe sie als offen rassistisch gegen das russische Volk. Eine solche „Charakteristik“ eines gesamten Volkes im Allgemeinen und des russischen im Besonderen erinnert mich an die Zeit des Hitlerfaschismus als Bilder vom „Bolschewiken“, von den russischen „Untermenschen“, die mit ihrer barbarischen Einstellung zu Gewalt und Tod gerade zeigen würden, wozu sie fähig sind, allgegenwärtig im Sinne der Propagandamaschinerie des Herrn Goebbels Verbreitung fanden.

Herr Lanz und seine Gäste haben Frau Gaub zugehört, nichts entgegnet, nicht widersprochen, nichts!

Für mich gehört diese Frau ihres Postens bei der EU enthoben und ihr der Lehrauftrag für jedwede Universität entzogen.

Die beiden hier besprochenen Beispiele sind leider bei weitem nicht die einzigen der letzten Tage, die mich als solche sowie wegen der (wohlwollenden?) Duldung, Ignoranz und Sprachlosigkeit danach sehr erschrocken haben.

Sie zeigen eine für mich sehr bedenkliche Entwicklung:

In „meinem“ Land gibt es aktuell, besonders deutlich werdend vor allem bezogen auf den Krieg in der Ukraine, nur noch „richtige Meinungen“, die unkommentiert bleiben dürfen (sollen) und „falsche Einstellungen“ für die Unsachlichkeit, Beleidigungen, Verunglimpfungen durchaus gerechtfertigt und salonfähig sind. Und politische Verantwortungsträger, Volksvertreter und „unabhängige“ Journalisten sind per se befähigt und ernannt zu entscheiden, was in welche Schublade gehört. Unwidersprochen natürlich.

Das musste ich tatsächlich erst mal sacken lassen …

***

Nun, nach diesem Text, kann ich nicht anders, als mir auch ein bisschen Zynismus zu gönnen. „Yukno“ aus Österreich, von denen ich hier kürzlich erst ein Gemeinschaftsprojekt geteilt habe, haben sich auf ihre Art und Weise mit der „Schönheit“ unseres Lebens befasst … :

Yukno – „Das Leben ist so schön“

Zwischenstopp -53-

Es sollte nicht Anlass dieses Zwischenstopps sein, festzustellen, dass mein Tagebuch in jüngerer Vergangenheit kaum noch Zwischenstopps enthält. Aber ich habe es soeben bemerkt und rätsele nun herum, woran das wohl liegen mag. Kleine Episoden, Stolpersteine, Aufreger oder „Besonderheiten der besonderen Art“ gibt es nach wie vor, und etliche bemerke ich auch.

Wahrscheinlich gehen sie mir dann im alltäglichen Gewirr allerdings zu schnell wieder verloren, was auch daran liegt, dass ich, wenn ich eine Inspiration nicht sofort mit ein paar Worten schriftlich festhalte, sie in ihrer Einzigartigkeit dann nicht wieder zu finden ist für mich. Und dann lasse ich es mit dem Schreiben lieber, weil ich weiß, dass es nicht mehr so werden würde und könnte, wie ich es ursprünglich „im Blut“ hatte.

Mal schauen, ob ich in diesem Sinne wieder aufmerksamer und konzentrierter werden kann, ich würde diese Rubrik hier doch gern wieder mit mehr Leben, sprich Texten, erfüllen.

Der heutige Zwischenstopp hier wird eigentlich erst in den nächsten Tagen einer. Ein bisschen anders als in den anderen Sommern. Aber dieses Jahr ist ja so vieles anders.

Heißt konkret: Eine richtige zusammenhängende Urlaubsreise findet in diesem Jahr nicht statt. Aber eine kleine beginnt morgen. Sie führt nach Szczecin in Polen, und wird am kommenden Freitag enden. Am Sonntag breche ich dann noch einmal auf, wahrscheinlich bis zum dann folgenden Donnerstag, nach Berlin.

Was diese zweite kleine Reise angeht, ist noch manches vage, bis auf ein Wiedersehen, das feststeht. Und das ist das, worauf ich mich am allermeisten freue!!!

Zwischenstopp ist nun, und das ist nicht so anders als die anderen Jahre, für meine Internetaktivität. Die wird für die kommenden knapp zwei Wochen ruhen, wie alljährlich in der Sommerzeit einmal, ganz bewusst. Mein Tagebuch und die, die es lesen müssen sich ja mal ein bisschen von mir erholen … – Und dieses Jahr ist es ja nun wirklich nur für eine kurze Zeit.

Danach wird nur noch einmal kurze Zeit zum Atemholen sein, bevor ein nächster Abschnitt meines Arbeitslebens beginnt, dem ich erneut mit zumindest sehr gemischten Gefühlen entgegen sehe. Das möchte ich deshalb noch so lange es geht, verdrängen, möglichst erfolgreich, weshalb ich dazu an dieser Stelle nicht weiter ausholen mag.

Zwischenstopp ist!!!

Bis ich in knapp zwei Wochen mein Tagebuch wieder aufschlagen werde, meinen nun schon seit so vielen Jahren treuen Begleiter. Das Schönste ist, dass er mich im Laufe der Zeiten zu einigen Menschen geführt hat, die mir inzwischen viel bedeuten und auf die ich mich freue. Einigen davon verdanke ich mittlerweile sehr, sehr viel.

Bis ganz bald also!

***

Wilhelmine ist eine ganz tolle Sängerin und Liederschreiberin – ich gestehe: ich mag sie wirklich. –

Das erste Lied, welches ich von ihr hörte (und hier geteilt habe) war „Du“. Es war mein Lied des Jahres 2019 und es wird für mich immer eins der besten, der gelungensten bleiben. Für alle Zeit! –

Inzwischen hat Wilhelmine ihre erste EP veröffentlicht, von der auch das nachfolgende Lied stammt. Es ist so ganz anders als „Du“. Es ist so fröhlich, so lebensbejahend, es ist eine gesungene Einladung! Von einem Menschen gesungen, dem ich diese Einladung abnehme, weil ich denke, dass dieser Mensch, Wilhelmine, sich gibt wie sie ist, wirklich authentisch. Vielleicht liegt das daran, was sie bislang in ihrem Leben schon erlebt hat, wie sie es verarbeitet hat, wie sie damit umgeht. Und sie hat schon einiges gesehen und erlebt in ihrem Leben. Sie steht zu sich selbst, hat aber immer andere Menschen im Blick. – Ihr Lied ist wirklich eine Einladung, der Titel verrät, warum es so eine schöne Einladung ist:

Wilhelmine – „Komm wie du bist“

Zwischenstopp -52-

Dieser Zwischenstopp hier ist ein etwas anderer als meine bisherigen. Denn ich habe nichts Geschriebenes entdeckt, was ich für so skurril, witzig, nachdenkenswert befunden hätte, um darüber einen Moment innezuhalten, auch ist es diesmal kein Lied, was ich im Sinne eine Zwischenstopps teilen möchte.

Es ist ein Dialog, den ich mit meinem Vater anlässlich seines 90. Geburtstages am vorigen Sonnabend führte. Der bzw. sein Ende ließen mich tatsächlich innehalten und lange nachsinnen. Und ich war und bin danach wieder einmal ganz fasziniert von meinem Vater. Hier der Dialog:

 

Vater: „Ach übrigens, sieh‘ mal, ich habe mir zu Weihnachten eine neue Armbanduhr geschenkt.“

Ich: “ Sieht gut aus. Hast Du Dir nicht aber erst vor drei oder vier Jahren eine gegönnt? Die trägst Du doch auch noch, und du kannst ihre Zeiger und Zahlen doch so gut erkennen …“

Vater: „Ja, das stimmt. Die bleibt ja auch meine Wochenuhr. Die neue trage ich nun aber am Wochenende. Sie ist nämlich eine besondere Uhr.“

Ich: „Was ist denn so besonders an ihr?“

Vater: „Es ist eine Funkuhr mit einer Zehnjahresbatterie.“

Ich: „Zehn Jahre …“

Vater (schelmisch schmunzelnd): „Ja, und da will ich doch nun erst mal sehen, wer wohl eher den Geist aufgibt …“

 

Ich liebe meinen Vater über alles!

***

Julee Cruise – „The Nightingale“

Zwischenstopp -51-

„Wir sind doch keine Frauen!“ – Es war vorigen Mittwochabend als der deutsche Fußballnationalspieler Emre Can sich mit eben diesen Worten echauffierte.

Was war geschehen?

Can’s neuer Mannschaftskollege bei Juventus Turin, der „große“ Christiano Ronaldo, hatte erstmals nach weit über 100 Spielen, die er in der so genannten „Championsliga“ der Superreichen bereits absolviert hat, in der aktuellen Begegnung gegen den FC Valencia eine Rote Karte kassiert. Und war darüber in Tränen ausgebrochen.

Es war eine umstrittene Rote Karte, ja! Ronaldo hatte sich im gegnerischen Strafraum ein Laufduell mit dem Abwehrspieler Murillo von Valencia geliefert, während dem letzterer zunächst zu Boden ging. Daraufhin griff Ronaldo ihm in die Haare. Der deutsche Torrichter Fritz hatte ein intensives an den Haaren hochziehen gesehen, andere Augenzeugen meinten nur ein „Kopftätscheln“ wahrgenommen zu haben. – Jedenfalls bekam Ronaldo vom Schiedsrichter daraufhin „Rot“ gezeigt und löste sich in Tränen auf.

Und Emre Can posaunte die Worte in den spanischen Abendhimmel: „Das soll Rot sein? Wir sind doch keine Frauen, ehrlich.“

Was mag er damit gemeint haben?

Dass es „typisch“ sei, dass Frauen sich an den Haaren reißen, unter anderem während eines Fußballspiels? Dass ein solches Gebaren im Frauenfußball selbstverständlich bestraft gehöre, bei den „starken“ Männern aber doch auf keinen Fall?

Hat Herr Can schon mal ein Frauenfußballspiel angesehen?

Ich sah schon viele. Und jedes Mal ist mir aufgefallen wie wohltuend sportlich und fair es da zuging , auch und gerade dann, wenn es sich um bedeutende Spiele handelte, ohne Theatralik und Schauspielerei, ohne „Rudelbildung“, bei der sich die Widerstreitenden wie Kampfhähne gebärden.

Nein, Herr Can hat sich schlicht und ergreifend im Ton vergriffen, sich aufgeführt wie ein Macho und so eine „tolle“ Vorbildwirkung ausgestrahlt, zumal als deutscher Nationalspieler. Er und seine in Männerfußballmannschaften immer noch im Übermaß vorhandenen Gesinnungsgenossen sollten sich viel mehr mal die Frauenteams zum Vorbild nehmen. Dann würde bei den Männern endlich auch mal wieder und mehr wirklich Fußball gespielt.

Im Übrigen soll es auch gar nicht so wenige Zeitgenossen gegeben haben, die sich im Nachgang des eingangs geschilderten Ereignisses in den so genannten sozialen Medien und anderswo abschätzig über Ronaldos Tränen äußerten. Mutmaßlich lag dem das „Wissen“ zugrunde“, dass es doch ziemlich „weibisch“ sei, nach so einem Erleben „herum zu heulen“.

Mir ist Ronaldo durch seine Tränen jedenfalls nicht unsympathischer geworden. DADURCH nicht.

Gefühle und Empfindungen zu zeigen, nicht zuletzt die, die durch als solche wahrgenommene Fehler, Ungerechtigkeiten, Verletzungen, hervorgerufen sind, darf Männer ruhig gern ein bisschen „vollkommener“ machen.

Finde ich.

Als Mann. 😉

***

Jetzt und anlässlich dieses Zwischenstopps kann ich nicht anders als noch einmal LAING hier zu teilen, obwohl ich das kürzlich erst schon einmal getan habe. Das entsprechende Lied hier aber passt irgendwie gerade sehr schön an diese Stelle. Drei Frauen besingen ihre recht zweifelhaften Erfahrungen und Beobachtungen mit dem männlichen Geschlecht und charakterisieren keck dessen bedenklich bizarre Vielfalt. Ich konnte dabei ungeachtet der damit transportierten bitteren Wahrheiten durchaus schmunzeln …

Laing – „Safari“

Zwischenstopp -50-

Auch heute geht mir viel durch den Kopf, was ernst ist und was mich nicht gerade in positive innere Aufruhr versetzt. Aber ich bekomme es nicht hin, mich zu sortieren, weiß nicht wie ich meine Gedanken in Zeilen gießen soll. Außerdem steht ohnehin schon so viel Schwieriges, schwer Verdauliches, Problematisches, Nachdenkliches auf meinen Tagebuchseiten.

So mache ich heute seit längerer Zeit mal wieder einen schreiberischen Zwischenstopp. – Da passt es ganz gut, dass mir während der letzten Wochen immer mal eine kleine Lustigkeit begegnet ist, die ich gesammelt habe und nun hier zum Besten geben kann. Bis auf die eine (da steht’s in Klammern dahinter), weiß ich ihre jeweiligen Urheber nicht.

Es handelt sich um sechs Fragen, wobei es auf die letzte eine Antwort gibt, die mir als männlichem Zeitgenossen nicht so ganz leicht in die Tastatur geglitten ist …  😉

Und dann sind noch sechs Weisheiten, manche ein bisschen mehr, manche vielleicht auch nur ein bisschen zum Lächeln:

Wussten sie schon, dass alleinstehende Ziegen keinen Bock haben?

Wussten sie schon, dass beim Feuerlöschen das Feuer mindestens genauso wichtig ist wie das Wasser?

Wussten sie schon, dass unvorsichtige Elektriker schnell zu leitenden Angestellten werden?

Wussten Sie, dass es für einen Vegetarier doppelt so unangenehm ist, sich auf die Zunge zu beißen?  (Uli Stein, Cartoonist)

Wie kommen die „Rasen betreten verboten“ – Schilder in die Mitte des Rasens?

Warum hat Gott zuerst den Mann erschaffen? – Er brauchte einen groben Entwurf.

*

Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut.

Pünktlichkeit ist die Kunst, richtig abzuschätzen, um wie viel sich der andere verspäten wird.

Um ein Darlehen zu bekommen, muss man erst beweisen, dass man keines braucht.

Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.

Es ist schwer besonders dumm zu sein, weil die Konkurrenz mittlerweile so groß ist.

Je weniger Haare man hat, desto mehr Gesicht muss man waschen.

***

Durch die Playlist einer anderen Bloggerin wurde ich kürzlich an „Katzenjammer“ erinnert, von denen ich vor langer Zeit hier schon mal ein Lied geteilt habe. Auf dieser Liste befand sich ein Song, der mir sogleich besonders gefallen hat (obwohl „Katzenjammer“ in ihrer Art generell toll sind!) – ein guter Text und, ganz typisch, der ganz eigene Folk-Charakter, den die norwegischen Mädels in ihren Stücken leben lassen, machen dieses Lied vor allem aus:

Katzenjammer – „Rock, Paper, Scissors“

 

Zwischenstopp -49-

Die folgende Nachricht habe ich heute um 8.30 Uhr im Deutschlandfunk gehört – endlich mal was wirklich Gutes, Schönes aus der Welt des Fußballs, etwas, woran man sich überall anderswo endlich (!) ein Beispiel nehmen sollte:

Der norwegische Fußballverband hat beschlossen, weibliche und männliche Nationalspieler künftig gleich zu honorieren.

Wie der Verband mitteilte, erhalten die Spielerinnen ab nächstem Jahr etwa doppelt so viel wie bisher für ihre Einsätze. Um die gleiche Bezahlung zu ermöglichen, trete das norwegische Männer-Team einen Teil seiner bisherigen Honorare ab. Solch eine Regelung sei international einzigartig, betonte der Chef der norwegischen Fußballspieler-Vereinigung, Walltin.

Zwischenstopp -48-

Nein, es ist nicht so, dass ich nichts anderes zu schreiben wüsste, aber heute ist ein Zwischenstopp denn doch geboten. Auch, wenn der letzte gerade einmal ein paar Tage zurückliegt. Denn mir ist da doch tatsächlich ein Text begegnet, der exakt in diese Rubrik meines Tagebuchs passt, in der doch Merkwürdiges, Skurriles, Witziges bzw. Unglaubliches ihren Platz finden sollen.

Ein wenig skurril und witzig finde ich das Folgende allerdings, und deshalb ist es an dieser Stelle Thema:

An sich fliegt Werbung einfach so an mir vorbei. Ich nehme kaum Notiz von ihr und nur allerhöchst selten, richte ich meine Einkäufe nach Werbeempfehlungen aus. Noch mal viel weniger lese ich mir generell irgendwelche Werbetexte auf Produktpackungen durch. Und wenn ich ein Produkt gekauft habe, ist es eh‘ zu spät für die Werbung, die da draufsteht.

Letztens aber war dann doch plötzlich mal alles ganz anders. Es gab ein Produkt im Angebot, dass ich gewöhnlich von der entsprechenden Marke nicht kaufe. Aber bei dem Preis, der da veranschlagt war, dachte ich: Gut, probieren kann man ja mal. Ich hatte die Packung schon in meinem Einkaufskorb, so, dass ich den Text, der da auf dem Paket stand einfach nicht überlesen konnte. Er lautete:

„Sie werden diese 3 Lagen lieben. Kein Wunder, wer fühlt sich nicht besonders geborgen mit der umwerfenden Kombination aus weich und stark? Po müsste man sein!“

Ich musste spontan loslachen und konnte nicht gegen mein Gedankenkarussell an, das mir vermeldete , dass ich das mal im Sinne einer positiven Umkehrung in meinem Alltag sagen sollte:

„Po müsste man sein!“ – Der A … bin ich immerhin schon recht oft! – Einfach öfter mal an was Schönes, zum Beispiel an drei weiche, starke Lagen denken. Dann wird vielleicht auch manches im Alltag wenigstens ein klein bisschen besser. Alles eine Frage der Perspektive!

Ich für mein Teil werde diese Werbung, diesen Slogan jedenfalls nie wieder vergessen. –

Wer es noch nicht herausbekommen haben sollte: Das Produkt, welches diesen faszinierenden Werbetext auf seiner Packung trug, war ein Toilettenpapier!

Ob ich nun künftig öfter Werbetexte auf Produktpackungen lesen werde, wage ich nicht sicher zu prognostizieren. Lohnen könnte es sich aber wohl bisweilen, freilich auf eine Weise, von der die Werbetexter mutmaßlich nicht die geringste Ahnung haben dürften.

*

Anstelle eines Musikvideos, teile ich, diesem Zwischenstopp angemessen, hier heute ein Werbevideo. Diese Werbung ist schon einige Jahre alt, älter als meine zweifelhafte Bloggerkarriere. Ansonsten hätte sie durchaus auch das Zeug zu einem Zwischenstopp wie dem heutigen gehabt.

Noch heute muss ich jedes Mal, wenn ich dieses kleine Video schaue, herzlich schmunzeln. Der Verkäufer und vor allem die ältere Dame sind allzu herzig:

Werbung „Yellow Strom“ (2008)

Zwischenstopp -47-

Mit Beginn der neuen Woche hat für mich auf der Arbeit, in meiner „Zweijobkonstellation“ mal wieder eine Etappe begonnen, die mich sehr fordert, mir viel abverlangt. Am Ende des Tages bleibt gerade nicht mehr sehr viel Kraft übrig.

Während für mich derzeit kein wirklicher Zwischenstopp drin ist, kann und möchte ich hier in meinem Tagebuch einen einfügen, damit die neue Seite nicht allzu lange unbeschrieben bleibt.

Es ist schon etwas länger her, dass ich ein oder zwei meiner Zwischenstopps mit Sprichworten und/oder Weisheiten aus anderen Ländern gefüllt habe. Da mir inzwischen wieder ein paar solche Sprüchlein begegnet sind, besteht dieser Zwischenstopp hier aus einer neuen derartigen kleinen Auswahl – darunter nachdenklich und schmunzeln machende, vielleicht auch der eine oder andere, dem man einfach zustimmen mag:

Wir erben die Erde nicht von unseren Vorvätern, sondern leihen sie von unseren Kindern. (aus Norwegen)

Wo zu viele Hähne krähen wird es später hell. (aus Griechenland)

Die Arbeit soll dein Pferd sein, nicht dein Reiter. (aus dem Iran -Persisch)

Die Zeit zerstört alles, was getan wurde, und die Zunge alles, was zu tun ist. (aus Belgien -flämisch)

Jedes Problem hat zwei Seiten: Die falsche und die unsrige. (aus der Schweiz)

Im Moment des Zusammenkommens beginnt die Trennung. (aus Sri Lanka – singhalesisch)

Am schnellsten kommt man auf dem Steckenpferd seines Vorgesetzten voran. (aus Rumänien)

Wahre Freundschaft ist wie eine Seele, in zwei geteilt, um in zwei Körpern zu wohnen. (aus Mexico)

Das Schönste am Schenken ist das Leuchten in den Augen des Beschenkten. (aus Russland)

Wenn ich allein träume, ist es nur ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit. (aus Brasilien)

**

Mehdi – „Flight of the Butterfly“

Zwischenstopp -46-

Mir ist das Schreiben schwer, obwohl ich einiges zu schreiben hätte und es auch schreiben möchte.

Das denke ich nun schon seit ein paar Tagen, doch gestern fiel mir ein, dass ich doch auch eine Rubrik „Zwischenstopps“ in meinem Tagebuch habe, die ich allerdings schon ein ganzes langes Weilchen vernachlässigt habe. Dabei ist sie geradezu prädestiniert mit und in ihr ein paar Kleinigkeiten da zu lassen, wenn mehr aus diesem oder jenen Grunde gerade nicht möglich ist.

So soll es denn heute endlich wieder einmal sein. Ich schreibe über kein großes Thema, auch nicht über einen Teil des vergangenen Wochenendes, auf den ich jedenfalls auf diese oder jene Weise noch zurückkommen werde.

Was ich hier lediglich kundtun möchte, ist, dass besagtes Wochenende mir die Begegnung mit einem Gedichtband bescherte, der in immerhin bereits 29. Auflage im Jahre 1939 vom Alexander-Duncker-Verlag Weimar herausgegeben wurde. In Pappbroschur mit alldeutscher Druckschrift. Dieses Werk, das ich in eben dieser Ausgabe (!) seit letztem Sonntag mein eigen nennen darf, trägt den Titel „Ein Mensch“ und enthält sage und schreibe 92 Gedichte, die ausnahmslos mit den beiden Worten „Ein Mensch …“ beginnen. Der Autor dieser auf sehr feiner Beobachtung der alltäglichen Dinge, die EIN MENSCH (sic!) so durchlebt, beruhenden Sammlung in wundervoll altertümlich-humorig-gepflegter Sprache ist Eugen Roth.

Der erste Teil meines heutigen Zwischenstopps soll unbedingt eine Kostprobe aus dem genannten Büchlein einhalten. Ausgesucht habe ich das folgende, wie ich finde, ganz köstliche (und selbst schon so ähnlich erlebte) Verslein:

Die guten Bekannten

Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
Mit ungeheurer Hinterlist
herauszubringen, wer er ist.
Dass sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie sich nun trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, dass sie sich getroffen,
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.

*

Im zweiten Teil dieses Zwischenstopps wende ich mich nun wieder ganz der Moderne und im Besonderen einem noch neuen Lied von Johannes Oerding zu. Es steckt, auf seine Weise, ebenso voller Poesie, wie das Verslein von eben. Auf andere Weise und in neuerer Sprache. Aber eben in dieser Weise und Sprache nach meinem Empfinden auch besonders schön. Hier habe ich dieses Lied :

Johannes Oerding – „Kreise“

Zwischenstopp -45-

Ich wollte schreiben. Ich wollte schreiben, weil ich etwas zu sagen hatte. Ich wollte schreiben, weil heute Zeit dafür ist und die nächsten zwei Wochen kaum noch welche dafür da sein wird.

Aber ich vermag nicht zu schreiben. Ich KANN nicht. Es wird keine neue Tagebuchseite beschrieben werden von mir, heute. Ich bin traurig darüber, denn heute wäre Zeit dafür. Und, wann ich wieder genügend dafür haben werde, meine Gedanken in der Art und Ausführlichkeit aufzuschreiben, wie ich das gern möchte, weiß ich nicht.

Aber ich brauche nicht nur Zeit, um zu schreiben. Ich brauche vor allem innere Freiheit. Und die fehlt mir gerade. Die fehlt mir gerade völlig. Die kommenden zwei Wochen haben sie mir weggefressen, bevor sie überhaupt begonnen haben. Und liegen nun in mir, hart und grau wie zwei felsige Steine. Kein Platz mehr da, für Freiheit zum schreiben. –

Dieser Sonntag fühlt sich noch schlimmer an als die meisten meiner Sonntage. Und meine Sonntage sind meistens schlimm.

Durch meine Seele ziehen die Bilder von ein paar Menschen. Es sind die Menschen, von denen ich weiß, dass sie mein Bitten erhören, mein Bitten, mich nicht so allein fühlen zu müssen. So allein, so einsam, mit den felsigen Steinen in mir.

Ich bin sehr berührt, so berührt, dass zwei Tränen leise über meine Wangen zu laufen beginnen.

Sie wärmen mich, sie bringen die Wärme dieser Menschen zu mir. Ihre Liebe.

Sie sind eine kleine, eine sanfte, eine schwache Flut. Keine, die mich mit fort nimmt, fort von dieser Welt, obwohl ich mir so eine Flut manchmal wünsche. Aber das ist wohl gut so. Denn jene Menschen sind HIER.

Ich spüre die liebevolle Wärme.

Aber ich vermag dennoch nicht zu schreiben …

*

Zwischenstopp -44-

Heute Morgen habe ich auf dem Sender „Deutschlandfunk“ (DLF) ein Interview mit der Menschenrechtsbeauftragten der Bunderegierung, Erika Steinbach, gehört. Nach diesem Interview hatte ich nur noch Fragen. Bohrende, quälende Fragen. Und Zweifel …

In was für einem Land mit was für einer Regierung lebe ich eigentlich? Was dieses Interview offenbart ist so traurig, so scheinheilig, so unglaublich! Dabei ist es nur EIN Interview zu EINEM Thema von so vielen, an die ich gar nicht mehr denken mag, wenn ich von diesem hier ausgehend mutmaße, wie sich „meine“ Regierung dazu wohl verhält.

Frau Steinbach, die selbst  aufgrund vor allem vergangener Äußerungen und Handlungen für mich zu einer der umstrittensten und von mir wahrlich nicht besonders geschätzten Politikerinnen gehört, hat in dem Interview mindestens Ehrlichkeit bewiesen und insoweit Mut, als sie die Bundesregierung, obgleich sie selbst Mitglied einer der sie tragenden Parteien ist, eindeutig kritisiert hat.

Wenn sie freilich ganz konsequent wäre, würde sie nunmehr zurücktreten. Denn bewirken kann und darf sie mit ihren in dem Interview getroffenen Einschätzungen offensichtlich nichts. Das Gespräch offenbart in ganz erschreckender Weise ihre eigene Ohnmacht. Sie ist allenfalls ein Feigenblatt.

Was ist das für ein Land, in dem eine Menschenrechtsbeauftragte ohnmächtig bzw. ein Feigenblatt ist und offenbar sein soll?

Bis Ende November kann man das Interview, dem noch eine kurze Einleitung vorangeht, beim DLF noch nachhören Es lohnt sich, die knapp 14 Minuten zuzuhören. Der interviewende Journalist ist großartig … :

Zwischenstopp -43-

Sonnabend, Zeit des Atemholens. Ein Zwischenstopp. –

Und da passt es sehr gut, dass mir gerade eine kleine Geschichte, ein kleiner Text, „über den Weg gelaufen“ ist, der mir sehr gefallen und mich zugleich sehr berührt hat. Ein Text über eine Geste von Menschlichkeit, über ein Beispiel des „Freude Schenkens“. (Ich habe ihn im „Go on“ – Forum entdeckt):

Das Geschenk

Ein alter Mann saß in einem Bus. In seinem Arm hielt er einen wundervollen Blumenstrauß.

Ein junges Mädchen konnte ihren Blick nicht von der Blumenpracht lassen. Immer wieder schaute sie zu den Blüten und lächelte scheu.

Kurz vor der nächsten Haltestelle stand der Mann auf und ging zu dem Mädchen.
Er reichte ihr den Strauß und sagte: „Ich habe gesehen, dass du die Blumen liebst. Sie sind eigentlich für meine Frau. Aber ich denke, meine Frau würde gerne es sehen, dass du die Blumen geschenkt bekommst.“

Das Mädchen nahm den Strauß mit einem nun strahlenden Lächeln.

Als der alte Mann ausstieg, sah sie ihm nach. Und er verschwand durch ein Tor, welches zu einem kleinen Friedhof gehörte.

Zwischenstopp -42-

Ich habe heute, neben anderen, zwei Artikel gelesen. Sie beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit dem „Danach“ der Anschläge vom vergangenen Freitag in Paris. – Ich habe sie in den heutigen „Hinweisen des Tages“ der „Nachdenkseiten“ gefunden, die ich hier auf der Startseite meines Blogs verlinkt habe. Und sie ließen mich innehalten, einen Zwischenstopp einlegen …

Der erste Artikel ist an sich kein Artikel. Es ist ein Statement. Eines, dass mich zutiefst, wirklich in meinem Herzen, berührt und gerührt hat, und das keiner weiteren Worte bedarf:

Statement eines frz. Journalisten, der bei den Anschlägen am Freitag seine Frau verloren hat
Antoine Leiris : les terroristes n’auront „pas ma haine“

Ihr habt nicht meinen Hass. Freitagabend habt ihr das Leben eines außergewöhnlichen Menschen gestohlen, der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber ihr habt nicht meinen Hass. … Ich mach Euch nicht das Geschenk Euch zu hassen. Ihr habt sehr danach gesucht, aber auf den Hass mit Wut zu reagieren, hieße, der Ignoranz klein beizugeben, die Euch zu dem gemacht hat, was ihr seid. Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischen Augen anschaue, dass ich meine Freiheit für die Sicherheit opfere. Verloren. Der gleiche Spieler spielt noch immer.
… Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als alle Armeen der Welt. Ich hab übrigens keine Zeit mehr für Euch, Melvin erwacht von seinem Mittagschlaf. Er ist kaum 17 Monate, er wird sein Essen essen, wie jeden Tag, dann gehen wir spielen, wie jeden Tag, und der kleine Junge wird Euch kränken, dass er glücklich und frei sein wird. Denn Ihr werdet auch nicht seinen Hass bekommen.

( Quelle laut „Nachdenkseiten“: http://www.franceinfo.fr/actu/faits-divers/article/antoine-leiris-les-terroristes-n-auront-pas-ce-qu-ils-cherchent-se-tiendra-debout-745965 )

Auch der zweite Artikel (der nur ein Auszug aus einem ausführlicheren ist, der unter der unten angegebenen Quelle nachgelesen werden kann. – Es lohnt sich!) spricht für sich. Aber auch aus mir. Ich nehme es zumindest ähnlich wahr, empfinde sehr ähnlich, abgesehen davon, dass ich sehr wohl eine Meinung zu den Attentaten von Paris habe:

Der große Tross der Katastrophentouristen

Das Attentat von Paris mutiert zur medialen Unterhaltung, als Ausgleich zwischen unserer Angst und unserer Neugier. Das ist vielleicht menschlich – aber definitiv absurd.
Es tut mir leid: Ich habe keine Meinung zu den Attentaten von Paris. Ich weiß nicht, wer die Täter, waren, ich kenne ihre Motive nicht und ich weiß auch nicht, wie es weiter geht. Ich bin einfach nur schockiert und sprachlos. Ist das ok?
Ich ändere auch nicht mein Facebook-Profilbild und erfinde keinen Hashtag für Twitter. Ich beteilige mich einfach nicht an dem Krieg danach; an der Hysterie und der Spirale, die sich nach solchen Ereignissen mittlerweile wie programmiert immer schneller und immer höher schraubt. Neue Bombenwarnung, nächste Festnahme, erste Erkenntnisse, weniger Einwanderung, bessere Kontrollen.
Terrorismusexperten schwafeln, innenpolitische Sprecher kriechen aus ihren Löchern und schwadronieren, Augenzeugen berichten, Straßenmusiker illustrieren. Der große Tross der Katastrophentouristen hat wieder mal Halt gemacht in meinem Kopf. Und eigentlich sagen sie alle das Gleiche. Wie immer. Und alle beteiligen sich daran, so als wäre es zum ersten und letzten Mal passiert. Wie immer.

( Quelle laut „Nachdenkseiten“: http://www.wiwo.de/politik/deutschland/anschlaege-in-paris-der-grosse-tross-der-katastrophentouristen/12601070-all.html )

Zwischenstopp -41-

Manchmal fehlt es etwas an Zeit zu schreiben, manchmal steht einem die eigene Seele im Wege, die Gedanken wenigstens erst mal fließen zu lassen auf ein Blatt Papier oder in eine Tastatur. Ein bisschen daran feilen oder sie da und dort korrigieren, könnte man hernach immer noch. Aber dann geht es doch nicht.

Also ist es nicht verkehrt, mal wieder einen Zwischenstopp einzulegen.

Ich habe heute einen gewählt, wie vor ein paar Monaten schon einmal, habe mich erneut in der Welt der Sprichwörter und Lebensweisheiten, der ernsten, der nachdenklichen, der humorigen und lustigen, wie es sie in aller Herren Länder gibt, ein bisschen umgesehen. Eine kleine Auswahl dessen, was ich dort. mehr oder weniger zu Zustimmung oder Widerspruch einladend, fand, habe ich hier nun wieder zusammengestellt:

Um an die Quelle zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen. (polnisch)

Frauen sind so süß wie Zucker, aber auch so raffiniert. (luxemburgisch)

Wer tugendhaft lebt, wird geehrt aber nicht beneidet. (persisch/iranisch)

Der Tadel ist wie der Wind: Man sieht ihn nicht, aber man spürt ihn. (madagassisch)

Guter Rat ist wie Schnee, je leiser er fällt, desto länger bleibt er liegen. (finnisch)

Mit jedem Male, da du einem andern verzeihst, schwächst du ihn und stärkst dich selber. (peruanisch)

Zeit ist am wertvollsten, wenn man sie nicht hat. (schweizerisch)

Wenn die Menschen sich gewünscht hätten, was recht ist, hätten sie es seit langem haben können (englisch)

Bevor du heiratest, halte beide Augen offen, doch hinterher drücke eines zu. (jamaikanisch)

Gekauftes ist billiger als Geschenktes. (portugiesisch)

Zwischenstopp -40-

Ich bin wirklich perplex.

Darüber, was meine Urlaubsansichtskarten mutmaßlich für Zwischenstopps (womit ich beim Thema wäre!) eingelegt haben bei ihren Reisen aus der Slowakei nach Deutschland. Oder doch eher die Postbediensteten in einem der beiden oder auch in beiden Ländern?

Wenn die EU so rasch funktioniert wie meine Ansichtskarten von einem EU-Land in ein anderes gebraucht haben, dann jedenfalls „Gute Nacht, Europa“. Viele Anzeichen deuten freilich gerade aktuell genau in Richtung dieser Vermutung.

Aber zurück zu meinen Ansichtskarten.

Vier habe ich insgesamt verschickt. Vom Verbleib zweier weiß ich (noch) nichts. Womöglich sind sie bis heute nicht bei den Adressaten angelangt. (Diese Vermutung ist NICHT unberechtigt!) Eine, möglicherweise die schnellste, hat zwei Wochen gebraucht. Dann landete sie in einem Briefkasten in Nordrhein-Westfalen, also, im von der Slowakei aus gesehen, „weiten“ Westen.

Die andere hätte ich besser bereits vor Beginn meines Urlaubs abschicken sollen, damit sie noch während desselben an ihrem Zielort ankommen konnte. Denn sie hat, sage und schreibe, drei Wochen und einen Tag für ihre Reise benötigt. Und das nur in den von der Slowakei aus gesehen Nahen Osten. Deutschlands, versteht sich.

Wenn einen heute ein sechsjähriges Büblein fragt, wie denn in den achtziger Jahren Handys und E-Mail-Postfächer ausgesehen haben, muss man ihm zwangsläufig Fotos von einer Telefonzelle und einem Postbriefkasten zeigen, um zu illustrieren, mit welchen Hilfsmitteln damals telefonische bzw. postalische Kommunikation realisiert wurde. Vermutlich wird es mit einigermaßen ungläubig-verwirrtem Blick staunend auf die besagten Reliquien schauen.

Womöglich hat ja das internationale Postwesen auch nur versucht, mir, im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert lebenden Menschen, zu illustrieren, wie handgeschriebene Ansichtskarten traditionell befördert worden sind, und, weil sie halt zu einer anderen Zeit gehören, womöglich auch wieder befördert werden: Mit der Postkutsche! .- Und das kann dann schon ein bisschen dauern.

Wer nicht lernen, sprich, mit der Zeit gehen will, der soll augenscheinlich fühlen müssen. Egal ob Absender oder Empfänger.

Ich finde das ganz schön gemein …

Zwischenstopp -39-

Ich habe heute so viel und so ausdauernd an dem Konzeptentwurf für das Projekt in dem ich künftig arbeiten soll, geschrieben, dass ich ziemlich geschafft bin. Immerhin bin ich ein sehr gutes Stück vorangekommen. Aber nun brauche ich einen Zwischenstopp, wenigstens bis morgen früh.

Ich werde ihn mit mancherlei ausfüllen

Begonnen habe ich damit, mal in ein paar Weisheiten, Redewendungen und Sprichwörtern zu kramen, die aus anderen Ländern stammen bzw. dort gebräuchlich sind. Es ist Nachdenkliches, Lustiges und mehr oder weniger Wahres dabei … :

Wenn Schnaps, Teer und Sauna nicht helfen, dann ist die Krankheit tödlich. (finnisch)

Der Geiz des Vaters macht die Mutter verschwenderisch. (afghanisch)

Was du heute nicht besorgen musst, das verschiebe auf morgen, so gewinnst du einen freien Tag. (tschechisch)

Drei Arten von Männern versagen im Verstehen der Frauen: junge Männer, Männer mittleren Alters und alte Männer. (irisch)

Das Leben ist kurz, aber ein Lächeln ist nur die Mühe einer Sekunde. (kubanisch)

Vergiss nicht: Auch der Fisch stirbt an seinem eigenen Maul. Hätte er es nicht aufgemacht, hätte er den Haken nicht geschluckt (mexikanisch – Spruch der Azteken)

Niemand ist so beschäftigt wie der Faule, wenn es an die Arbeit geht. (belgisch/wallonisch)

Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten. (japanisch)

Fremde Fehler beurteilen wir als Staatsanwälte, die eigenen als Verteidiger. (brasilianisch)

Heirate nie um des Geldes willen! Du leihst es billiger. (schottisch)

Zwischenstopp -38-

Ich hatte ja schon davon berichtet, dass wir auf der Rückfahrt von unserem Niedersachsenurlaub eine kleine Rast, einen Zwischenstopp im wahrsten Sinne des Wortes, in Brietlingens schönem Cafe „von Herzen“ eingelegt haben. Und davon, dass dort auf der Wand und auf Schildern eine Reihe, teils recht humoriger, teils auch ernsthafterer Sprüchlein zu lesen waren. Die meisten davon habe ich mir aufgeschrieben.

Und damit sie nicht in Vergessenheit geraten, und weil ich heute zum Schreiben nicht so viel Zeit habe, mache ich aus und mit diesen Sprüchlein heute gleich noch einen Zwischenstopp, einen für mein Tagebuch.

Hier sind also die Sprüchlein:

Die besten Partys finden immer in der Küche statt.

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Versuchungen sollte man nachgeben, wer weiß, wann sie wiederkommen.

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Gestern war hier aufgeräumt – schade, dass Du es verpasst hast.

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Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.

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Kein Kuchen ist auch keine Lösung.

*

Ich habe zu viel Fantasie, um Hausfrau zu sein.

*

Ich liebe es, mit Wein zu kochen – manchmal gebe ich ihn sogar ins Essen.

*

Das Leben hat viele süße Seiten, doch ein wahrer Genuss ist es erst, wenn wir uns in liebevoller Gesellschaft befinden.

**

Und dann war da noch ein Satz, ein Sprüchlein – das fand ich auf einer der vielen Postkarten, die man in dem zu dem Cafe gehörenden kleinen Laden (daneben hatte es dort auch noch eine zum Komplex gehörende Weinwirtschaft) erwerben konnte – ich fand den/das ganz besonders herzig:

Ich glaube, ich sollte mal wieder einkaufen gehen. In meinem Kühlschrank gibt es nur noch Licht.

*

Bei uns daheim kann das nicht passieren, da hat es jetzt schon kein Licht (mehr) im Kühlschrank. Schlimmstenfalls würden wir also gar nicht bemerken, dass nichts Essbares mehr vorhanden ist. Aber das ist ein anderes Thema … 😉

Zwischenstopp -37-

Heute ist so ein Tag, den ich „liebe“. Bis vorhin war ich nur unterwegs: Arztbesuche, Befundbesprechungen, Therapie, Terminvereinbarung bei einem Facharzt. Immerhin ist das jetzt erst einmal erledigt.

Montag geht es mit den nächsten zwei Arztbesuchen weiter und im Verlauf stehen neben den Therapien noch diverse Untersuchungen an (meine Hausärztin hat noch einmal zum „Generalcheck“ angesetzt) sowie die kontrollierte und beobachtete „Erprobung“ eines neuen Medikaments an meinem Organismus. Und Anfang Juni muss ich auch nochmals unters Messer…

Heute war und ist einfach nicht recht Zeit zum Schreiben, und mir fehlt es auch an Muße. –

Was liegt da näher als endlich mal wieder einen „Zwischenstopp“ in meinem Tagebuch einzulegen. Und da habe ich sogar etwas, was sich anbietet, was mir gestern selbst einen kleinen „Zwischenstopp“ beschert hat, einen Zwischenstopp des Schmunzelns.

Veranlasst hat den die Rubrik „Zitiert“ in der „Berliner Zeitung“ von gestern (28.04.2015).

Dort war zu lesen, dass der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking (73 Jahre alt) im Zusammenhang mit dem Weggang des Sängers Zayn Malik von der Boyband „One Direction“ versucht habe, die Fans der Gruppe mit folgenden Worten zu trösten:

„Mein Tipp für jedes junge Mädchen mit gebrochenem Herzen ist, sich auf die Erforschung der Theoretischen Physik zu konzentrieren.“

Hmmm, schlimmer werden mag der Herzschmerz bei Anwendung dieser Methode hoffentlich nicht, aber ob der Rat wirklich ernst gemeint war?

Bei so eingefleischten Wissenschaftlern weiß man freilich nie…

Sollte es allerdings jemals wirklich eine junge Dame geben, die diese Methode tatsächlich ernsthaft und erfolgreich ihren Liebeskummer bekämpfend praktiziert, wäre sie mir, mit Verlaub, wohl ähnlich suspekt wie mancher eingefleischte Wissenschaftler.

Aber womöglich würden DIE BEIDEN ja dann unzertrennlich zueinander passen, und es hätte sich tatsächlich erledigt mit dem Herzschmerz…

Zwischenstopp -36-

Heute Morgen hörte ich, nicht zum ersten Mal, aber besonders aktuell und ausführlich von der Friedensweihnacht 1914. –

Einige Monate nach Beginn des ersten Weltkrieges, schwiegen plötzlich die Waffen in den Schützengräben, die sich an der Front zwischen der Schweiz und Belgien derart entlang zogen, dass man sie durchgängig durchschreiten konnte. Es war bereits Stellungskrieg, es gab bereits zehntausende Tote. Die Soldaten waren bereits zermürbt, frustriert, traumatisiert. –

Und nun war Weihnachten. Und aus einem Schützengraben erklang ein deutsches Weihnachtslied, dann ein englisches aus einem anderen, und dann ein französisches. Und Weihnachtsbäume erstrahlten und die Soldaten konnten sich aus den Gräben heraus trauen und im Niemandsland zwischen den feindlichen Gräben begegnen und Weihnachten feiern. Ohne, dass ein einziger Schuss fiel. – Es war ein Weihnachtswaffenstillstand geschlossen worden, ohne dass es eines Wortes bedurft oder gar einen Befehl dazu gegeben hätte. Die Soldaten verbrüderten sich. Für Weihnachten. Wenigstens für Weihnachten…

*

In der Programmzeitschrift „TV 14“ fand ich gestern einen „Tagestipp“ für einen Film auf dem Sender „Pro 7“ für den heutigen Heiligen Abend. „Stirb langsam 2 – Noch bösere Schurken, spektakulärere Effekte, mehr Filmleichen als im 1. Teil …“, hieß es da unter anderem in der Ankündigung.

Auch am heutigen Heiligen Abend werden viele Menschen sterben, an Hunger, an Krankheiten, in der Kälte oder an den Fronten so vieler sinnloser Kriege, an denen es keinen Waffenstillstand geben wird.

Wer braucht da, ausgerechnet heute, am Heiligen Abend, einen solchen Film?

Zwischenstopp -35-

Nun ist es schon eine Woche her, dass ich keine Tagebuchseite mehr beschrieben habe. Und der Grund dafür ist nicht, das ich verreist war oder bin.

Dann gäbe es immerhin jetzt etwas zu erzählen. Etwas, was nicht so schwer ist, wie das, was sich in mir sein Daheim geschaffen hat, was den in mir laufenden Fortsetzungsfilm einer herzensschweren Seele immer wieder in meinen Kopf verschiebt und dort zu einem Gedankenkarussell werden lässt, das mich ganz schwindelig macht.

Es lässt den Horizont verschwimmen und verschwinden wie das Novembergrau, das nun doch allgegenwärtig geworden ist. Als wäre nicht schon öfter trüber Herbst gewesen während meines Lebens, stolpere ich wie blind seiend darin herum und versuche mich zu finden. –

So vergehen die Tage unterbrochen von einigen jener Episoden, denen ich folgen soll, um zu gesunden, die mich aber nurmehr aufschrecken lassen, mich desorientieren und meine Traurigkeit wieder nähren und denen ich doch weiter folge, weil ich mich nicht gänzlich einigeln darf.

Immerhin, ein paar jener Episoden, die, nach denen ich selbst nicht aufhöre auf der Suche zu bleiben, sind anders. Sie schenken mir Frieden, sie lassen die Hoffnung nicht erlöschen und manchmal sind sie überraschend, im guten Sinn.

Eine solche Überraschung war ein für mich anfänglich merkwürdiges Lied. Eine einnehmende Musik, eine interessante aber auch irgendwie gewöhnungsbedürftige Stimme und ein etwas skurril-intellektueller Text. Ich hörte es einmal, zweimal, dreimal – und nun gefällt es mir. Und eines seiner schönsten Sätze ist einer an seinem Ende, der, dafür zu sein, das Beine stellen zu unterlassen …

Ich höre es wieder, es ist zumindest manchen Zwischenstopp wert