Tod und Sterben

Über Tod und Sterben nachzudenken, zu sprechen, sich auszutauschen, hat für mich fortwährend etwas Unheimliches, etwas Verunsicherndes, mich Belastendes an sich.

Grundsätzlich ist es eine Thematik, der man lieber ausweicht, die man lieber umgeht, die man, so lange es irgend geht, nicht wahrhaben, nicht zulassen möchte, die man zu verdrängen sucht. – So war es viele Jahre, viele Jahrzehnte lang auch bei mir. Ja, zunächst, war es überhaupt kein Thema für mich, es war nicht relevant, war weit weg, betraf mich nicht.

Dann starb sehr plötzlich und ganz unerwartet, in verhältnismäßig jungen Jahren, ein Onkel von mir, ein sehr liebenswerter und beliebter Onkel, beliebt nicht nur im erweiterten Kreis der Familie, sondern auch sehr und immer wieder bei all seinen Schülern – er arbeitete als Lehrer. Er starb während eine Operation in einem renommierten Krankenhaus – niemand hatte das auch nur ansatzweise „erwartet“.

Über seinen Tod war ich erschüttert, konnte erstmals in meinem Leben etwas gar nicht fassen. Das hallte lange in mir nach. Aber ich war noch relativ jung, und mein eigenes junges Leben vermochte, das Ereignis dieses Todes und den Nachhall nach und nach zu überdecken. Es blieb eine traurige Erinnerung aber das wirkliche SPÜREN des Schmerzes verging wieder.

Vor knapp sechs Jahren dann starb eine gute Kollegin und Freundin von mir. Es dauerte nicht einmal ein halbes Jahr von der Diagnose „Magenkrebs“ bis zu ihrem Tod. Sie war gerade 50 Jahre „alt“. Ihr Tod, der Tod dieser mutigen, lebenslustigen, engagierten aber in ihrem inneren eben auch sehr verletzbaren Frau, dieser Kollegin und Freundin, riss mir, erstmalig buchstäblich den Boden unter den Füßen weg.

Knapp drei Wochen vor ihrem Sterben hatte ich sie noch besucht – das Bild: sie von der Krankheit schon schwer gezeichnet – das Fühlen: jener Umarmung, die die letzte sein sollte, ihres schwachen, abgemagerten, doch so viel Wärme ausstrahlenden Körpers – der Irrsinn: die wuselnden, shoppenden, lachenden, drängelnden Menschen auf dem Weihnachtsmarkt, nachdem ich ihre Wohnung verlassen hatte… – das hat sich in mich EINGEBRANNT.

Ihr Tod war der erste Tod, den ich bis heute nicht verwunden habe, nicht mehr zu verdrängen vermochte. Der erste, der Fragen unbeantwortet ließ und seither immer neue für mich aufwirft, nicht zuletzt MEIN unvermeidliches Sterben betreffend. Das Fehlen meiner Kollegin, meiner Freundin, hat für mich nie aufgehört, es hört auch dadurch nicht auf, dass ich manchmal zu ihr spreche.

Zwei Jahre später, der Tod meiner Mutter. Mit 69. Der zweite Tod, den ich nicht verwinden kann. Ein schleichendes und dann doch plötzliches, unbarmherziges, brutales Sterben. Ich habe viele Bilder im Kopf, viele von der letzten Begegnung. Unfassbar, dass sie nur 1 ½ Tage später nicht mehr am Leben war. Viele Erinnerungen, sie tun weh – und (wieder einmal) keine Zeit, die die Wunde heilt, zu heilen vermag. – Auch zu meiner Mutter spreche ich immer wieder. Ich brauche sie immer noch.

Dann, der Tod meiner Oma, meiner Lieblingsoma, und deshalb für mich wieder ein schlimmer Tod. Aber dennoch ein anderer als der jener Kollegin und Freundin und der meiner Mutter. Ein Tod, den ich ein bisschen „verstehen“ konnte, ein Tod der wohl schlussendlich eine Erlösung war nach über 90 Jahren eines unglaublichen, auch von viel Leid, Schmerz und Entbehrung gezeichneten Lebens eines unglaublich lieben und zugleich starken Menschen.

Spätestens seit dem Tod meiner Kollegin und Freundin sind der Tod und das Sterben für mich ein Thema. Ich denke immer wieder darüber nach, ich vermag es nicht mehr zu verdrängen. Ich fühle, dass mein Leben nicht mehr jung genug ist, jenes Spüren, jenes Empfinden, das ich anlässlich des Sterbens der Freundin und meiner Mutter erlebt habe, zu überlagern. Es ist in mir, es bleibt in mir – präsent.

Und ich fühle, dass es präsenter wird, ich empfinde, wie etwas näher kommt, spüre, was damit verbunden ist, was dieses Empfinden ausmacht, was dieses Empfinden IST. Einmal kurzzeitig, war es schon ganz nah – am 15.04., dem Tag, an dem ich meine Schwächeattacke hatte. Es war ein erster Hauch unmittelbarer Todesangst!

Der Tod gehört zum Leben, heißt es. So, wie die Geburt seinen Anfang markiert, markiert der Tod sein Ende. Wahrhaft gläubige Menschen sagen, der Tod sei nur eine Episode, die das Ende des irdischen Lebens markiere.

Ich bin nicht gläubig genug, vermag deshalb darauf nicht zu vertrauen. Könnte ich es, wäre meine Angst vor dem Tod womöglich nicht so groß wie sie ist. Denn ja, sie ist groß, mittlerweile, mit jedem der skizzierte „Erlebnisse“ ist sie größer geworden.

Ich verstehe mittlerweile besser, was diese Angst ausmacht, worauf sie sich bezieht. Aber ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll – verdrängen jedenfalls gelingt nicht (mehr).

Mir ist kürzlich aufgefallen, dass Im Kontext mit dem Tod von Menschen nach ihrem Sterben von den nunmehr „Verblichenen“ gesprochen wurde. Ich habe das schon oft so gehört, mich aber nie gefragt, was das tatsächlich bedeutet. Nun habe ich zweierlei Bedeutungen gefunden.

Die erste ist nachvollziehbar, ich kann sie verstehen, annehmen – sie meint ganz einfach und logisch die Blässe, das „bleich Sein“, des Antlitzes, des Körpers, das sich nach dem Tod unvermeidlich durch das Ende der Blutzirkulation einstellt.

Nun wird aber nicht nur (relativ) unmittelbar nach dem Tod von Menschen von „Verblichenen“ gesprochen, sondern immer wieder auch und fortgesetzt viel später. Und damit bekommt jenes Wort, jene Charakteristik, eine andere Dimension. Denn es meint nunmehr unweigerlich auch und immer mehr das „Verbleichen“ in der Erinnerung der weiter lebenden Menschheit, das „Verbleichen“ im Gedächtnis folgender Generationen, das schrittweise und schließlich vollständige VERGESSEN des/der jeweiligen Menschen.-

Es ließe sich nun einwenden, dass diejenigen, über die als Verblichene nach Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten noch gesprochen werden wird, doch zum jeweiligen Zeitpunkt wohl nicht tatsächlich vergessen sein können. Aber wie wenige unter all den Verblichenen finden denn über einen mehr oder weniger langen Zeitraum nach ihrem Tod tatsächlich auch nur noch eine Erwähnung? Sooo wenige!

Das ist traurig, das ist für mich weit schwerer annehmbar. Denn dieses allgegenwärtige „Verbleichen“ im Laufe der Zeit ist nicht zuletzt ein umfassendes Vergessen so vieler „kleiner“ Helden des Alltags, so vieler im Verborgenen und schon zu Lebzeiten mit keiner oder viel zu wenig Anerkennung und Wertschätzung bedachter, im ureigensten Sinne menschlich tätiger, bisweilen sich aufopfernder Menschen.

Aber das ist es denn doch am wenigsten, was meine manifester werdende Angst vor dem Tod ausmacht.

Sie wird viel, viel mehr geprägt von dem immer stärkeren Bewusstwerden der Einmaligkeit meines Lebens auf der Erde und seiner zeitlichen Begrenztheit, seiner Endlichkeit, dem Bewusstwerden, dass sein Ende ganz nah sein kann.

Sie wird geprägt von dem immer stärker werdenden Bewusstwerden, dem WISSEN, dass ich es, bis auf hoffentlich Weiteres, nur sehr eingeschränkt selbst in der Hand habe, meine verbleibende Lebenszeit so zu gestalten, wie ich es möchte und wie es angesichts ihrer immer absehbarer werdenden Endlichkeit eigentlich gerechtfertigt, ja notwendig, wäre.

Sie wird geprägt von dem Wissen, dass mit immer größer werdender Wahrscheinlichkeit letztlich nicht mehr genug Zeit verbleiben wird, um selbst die bescheidenen der Träume, die ich habe, noch leben zu können und von dem Wissen, ja, der Überzeugung, dass der Alltag, so wie er ist, mit seinen Zwängen und Verpflichtungen, solange ihm zu gehorchen ist, KEINE adäquaten Zeitfenster zulässt.

Meine Angst vor dem Tod ist zwar auch eine generelle – denn wer wollte sagen, wann der „richtige“ Zeitpunkt zum Sterben ist – vielmehr ist sie aber eine Angst, keine Zeit oder auch „nur“ keine Kraft mehr zu haben, um Leben, das nicht ausmacht, was Alltag ist, noch leben, noch erleben zu können.

Es ist vor allem die Angst vor einem zu frühen Tod, so wie in mein Onkel, meine Mutter und, vor allem, meine Kollegin und Freundin hinnehmen mussten. Und, es ist darüber hinaus die Angst vor einem schmerzhaften, vor einem quälenden, vor einem lange, schleichend und doch bewusst zu erlebenden Sterben, die Angst, nahen, lieben Menschen mit langwierigem, quälendem Sterben, fortgesetzt Schmerz zu bereiten und Last zu werden und zu sein.

Je älter ich an Lebensjahren geworden bin, desto bewusster ist mir die Unversöhnlichkeit, die Gegensätzlichkeit von Liebe und Tod geworden. Unser Alltag, mein Alltag, mein Arbeitsalltag kennt so wenig Liebe, ist so wenig Liebe – selbst mehr (meiner zunehmend verloren gegangenen) Liebe zu meiner Arbeit würde daran nichts ändern. Ich habe sie mal sehr geliebt. Aber diese Liebe ist nicht erwidert worden. Und meine Hoffnung, dass das noch einmal anders werden könnte, dass der Alltag, mein Arbeitsalltag noch einmal mehr Liebe sein könnte, das ist die erste meiner Hoffnungen, die gestorben ist.

Ich habe Angst davor, dass das Sterben weiter geht, habe Angst vor dem Alltag, dem was Alltag, dem, was so wenig Liebe ist. Ich habe Angst vor dem Tod, so wie ich ihn jetzt, so früh wie ich ihn jetzt sterben müsste und wohl würde, wenn wieder Alltag sein, werden und bleiben würde.

Über Tod und Sterben nachzudenken, zu sprechen, sich auszutauschen, hat tatsächlich fortwährend etwas Unheimliches, etwas Verunsicherndes, mich Belastendes an sich.

Aber ich vermag es nicht mehr zu verdrängen.

Und wäre, ist, solches Verdrängen „richtiger“?

8 Gedanken zu “Tod und Sterben

  1. Die Situation erscheint mir, ohne Vorurteile gegen diese Religionsgruppe zu äußern, sondern sie lediglich als Metapher zu nehmen, wie bei einem Arzt der die Fähigkeiten und Mittel hat eine Bluttransfusion durchzuführen aber einen Zeugen Jehovas als Patienten hat, der das aufgrund seiner Überzeugung (Gottes Gesetz verbietet es ihnen) ablehnt.

    So weiß ich auch bei dir, dass ich dir nicht helfen kann, nicht mit meinem Wissen, auch wenn ich es besitze, auch wenn ich helfen könnte, wenn „mein Patient“ ein anderer wäre, bei dem eine gewisse Schranke nicht vorhanden ist. Und ich nenne es deshalb Wissen, weil es bei mir keine Glaubensfrage ist, weil die Erfahrungen in meinem Leben hinsichtlich diesen Themas es zur Überzeugung werden ließen.

    Und so möchte ich dir auch lediglich etwas veranschaulichen, was dir vielleicht dennoch den Umgang mit diesem Thema ein wenig erleichtern könnte.

    Wie du schon erwähnt hast. Mit dem Glauben eines einmaligen Lebens welches durch den Tod begrenzt ist, steht man unter Zeitdruck. Man fühlt sich selbst vergänglich und möchte am liebsten so viel wie möglich im Leben erreichen und von diesem mitnehmen. Manche wollen irgendwelche Ziele unbedingt erreichen oder bedauern es, wenn es für irgendetwas zu spät ist. Die Trauer über Verstorbene ist natürlich groß, denn diese Menschen können nie zurückkehren und du dich nie mit ihnen austauschen.

    Ich nehme als Gegenbeispiel eine Person, die an die Reinkarnation glaubt. Und nehme du das für diesen Moment nur einmal an, dem wäre so. Wie würde wohl diese Person im Vergleich leben? Zum einen, hätte er keine Zeit, sich zu beeilen. Denn er wüsste, dass er nicht unter dem Zeitdruck einer einzelnen Lebensspanne steht. Er würde das Leben und die Momente viel intensiver wahrnehmen und genießen, sich Zeit lassen, denn diese hat er ja. Er würde nicht hetzen um alles auf der Welt sehen und ausprobieren zu können, würde innerlich wesentlich ruhiger sein. Er würde auch nicht für das Geld leben und sich durch seine Arbeit versklaven lassen, denn das wäre trotzdem Zeitverschwendung, undankbar gegenüber der Möglichkeit auf diesem Planeten leben zu dürfen. Er wäre ausgeglichener, ruhiger und indem er nicht hetzt, würde er im Leben mehr mitnehmen durch die Momente, die er wahrgenommen hat. Er hätte auch keine Angst vor dem Tod, würde auch den Verlust seiner Mitmenschen weniger schmerzhaft empfinden. Denn belastet man diese Menschen nicht auch indem man über sie trauert? Würdest du das denn wollen wenn du tot bist? Oder nicht viel eher, dass die Menschen sich darüber freuen, das du gelebt hast?

    Und jetzt kannst du diesen Glauben an eine Wiedergeburt auch wieder ablegen. Siehst du, dass das Leben diesen Menschens unabhängig vom letztlichen Ereignis ein wesentlich erfüllteres und leichteres ist, als das der ersten oder auch deiner Person? Es hängt also nicht einmal ab wie das Ende tatsächlich ausfällt – der Gedanke allein wie das Ende sein mag prägt das Leben bereits deutlich.

    Einfach gesagt würde ich empfehlen sich nicht zu viele Gedanken im Leben über das Sterben zu machen, sondern zu leben. In deinem Fall ist das nicht so einfach und eigentlich diskutiere ich nicht über Reinkarnation aus am Anfang genannter Problemsituation – meiner Meinung nach werden es die Nichtglaubenden zu jenem Zeitpunkt schließlich ohnehin erfahren – aber hier stellt es für dich im Hier und Jetzt eine Belastung dar. Doch dich zu beruhigen, dir das nahezubringen, dass es nicht vorbei ist, dass deine Mitmenschen nicht für immer ins Nichts verschwunden sind (und du sprichst zu ihnen immerhin, weshalb ich glaube, das du irgendwo in dir drin doch glaubst, dass sie noch da sind, spürst, was du eigentlich weißt), das kann ich nicht, da sind mir die Hände gebunden und ich stehe da wie der Arzt.

    Verstehe nicht falsch, es ist kein Opium für mich, um mich selbst nur zu beruhigen und besser damit umzugehen, ich habe diese Überzeugung unabhängig meiner eigenen Erfahrungen mit dem Tod gemacht. Was den Verlust angeht, kann ich dich also in gewissem Rahmen auch gut verstehen, denn ich habe vor wenigen Jahren ebenfalls einen geliebten Onkel an Krebs verloren und erst ein Jahr ist es her, da eine mir sehr nahestende Freundin an einem Autounfall gestorben ist.

    So hoffe ich dir zumindest ein klein wenig deiner Last genommen zu haben.

    Liebe Grüße, Anii

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    • Das sind sehr intensive Gedanken, und in ihnen einige Facetten, die ich erst nun, durch Dich, zum ersten mal sehe.

      Etwa die, das man mit Trauer eine verstorbenen Menschen womöglich auch belasten kann.

      Darüber werde ich nachzudenken haben – das Thema ist ja überhaupt eines, über das ich schon länger und intensiver nachdenke – weshalb ich es hier als „Sentenz“ gekennzeichnet habe – und mein Nachdenken über solche komplexeren Theamen hört gewöhnlich nicht einfach irgend wann auf. – So war/ist mein Eintrag hier vor allem eine Standortbestimmung.

      Der Gedanke mit der Wiedergeburt ist mir nicht so fremd, und ja, er hat, wenn ich es einmal so sagen darf, ein wenig etwas tröstliches.

      Aber auch mein Glaube an eine Wiedergeburt ist nicht „vollkommen“. ich galaube daran , dass Materie nicht verloren geht – und so wird die Materie, mit der bzw. als die ich sterben werde der Quell für neues Leben sein, solange die Menschheit neues Leben denn zulässt.
      Eine Wiedergeburt der Seele vermag ich mir hingegen nicht vorzustellen …

      Deine Empfehlung verstehe ich. Es ist auch nicht so, dass ich nun beständig über Tod und Sterben sinniere. Aber es ist in den letzten Jahren aus den in meinem Eintrag genannten Gründen doch ein mich stärker beschäftigendes Thema geworden. Und der „Warnschuss“ vor ein paar Wochen hat das aktuell schon noch mal ein bisschen katalysiert. Und meine Sorgen damit im Zusammenhang.

      Ich bin immer so ein bisschen hin und her gerissen, weißt Du – die einen sagen, das Thema Tod solle man nicht immer nur verdrängen oder gar tabuisieren, die anderen, man solle vor allem LEBEN und sich nicht mit dem Tod beschäftigen.

      Vielen Dank aber für Deinen Kommentar – er hat mich bereichert, sogar neu inspiriert und ich habe sehr wohl und sehr deutlich gespürt, dass Du bestrebt warst (bist) mir Last zu nehmen.

      Dieses Empfinden nehme ich mit, vor allem in die unmittelbar bevorstehende Zeit.

      Lieben Dank also, Anii, und ebensolche Grüße an Dich!

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  2. Du hast wahrlich schon schwere Verluste durchgemacht. Kein Wunder, dass diese Erinnerungen dich prägen und sie dir im Gedächtnis bleiben. Es ist immer schwer einen geliebten Menschen loslassen zu müssen – vor allem dann, wenn er einem förmlich entrissen wird. Von jetzt auf gleich.

    Ich finde deine Überlegungen zu dem Wort „Verblichene“ sehr lesenswert und auch sehr traurig. Die zweite zumindest. Darüber habe ich mir vorher auch nie Gedanken gemacht. Aber es ist ja tatsächlich so, dass die Verstorbenen in den meisten Erinnerungen immer mehr verbleichen. Unsichtbar werden und nur bei denen präsent sind, die wirklich eine innige Liebe zu ihnen hatten. Das finde ich sehr, sehr schade. Dass man über Generationen hinweg einfach so vergessen wird.

    Die Angst vorm Tod, vorm Sterben, die kann ich dir wahrlich nachempfinden. Mit diesen Gefühlen muss wohl jeder selbst lernen umzugehen. Ob man nun darüber redet, sich austauscht oder die Angst für sich behält. Wichtig ist zu wissen: Das Leben ist so lebenswert.

    Viele liebe Grüße!
    Ines

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    • „Das Leben ist so lebenswert.“

      Das ist es ja gerade! – Zumindest KANN es so lebenswert sein, wenn man selbst es zulässt, UND, wenn die einen umgebenden Menschen und Bedingungen es zulassen.

      Ich wollte Dich mit meinen Gedanken über das „Verbleichen“ nicht traurig machen. Aber sie sind mir genauso gekommen: ich habe letztens in einer Radiosendung das Wort einmal wieder gehört und bin darüber ins Grübeln gekommen. Und fand dann jenen weitergehenden Sinn, und ich glaube, dass er doch zutreffend ist. – Schließlich wollte ich meine Gedanken dazu nicht vergessen, deshalb stehen sie nun in meinem Eintrag.

      Ganz liebe Grüße, Ines (Nun geht Deine Reise bald los, nicht wahr? – Möge sie glücklich sein, mögest Du viele schöne Erlebnisse haben und gesund und munter wieder heimkommen! – Das wünsche ich Dir von Herzen!)

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  3. Meine Mutter und ich reden sehr viel über den Tod, weil sie sich in ihrem Alter schon sehr viel damit beschäftigt, und alles „organisieren“ möchte.

    Wir haben auch schon schwere Abschiede in der Familie gehabt, und das hat gezeigt, dass die Hinterbliebenen die Leidenden sind.

    Mit dem eigenen Tod mag man sich nicht beschäftigen, aber er holt uns nun mal alle ein.
    Bleibt zu hoffen, dass es auf humane Weise geschieht, und nicht so unwürdig, wie es oft in Kliniken der Fall ist.

    Trotz all dieser Gedanken wünsche ich Dir einen schönen Vatertag !
    Liebe Grüße,
    Bärlinerin

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  4. Was für ein Beitrag. So ehrlich und intensiv. Es hat mich trotz deiner sehr traurigen Emotionen sehr gerührt, was du für all diese Menschen noch immer empfindest. Und das weiß ich, obwohl inzwischen 4 Jahre vergangen sind.

    Manchmal wünschte ich, dass diese Gedächtniskultur und diese Form von Trauer, wie wir sie kennen, nicht da wäre. Würde ich in einer Kultur leben, in dem man mit einem Grinsen an die gegangene Person denkt, weil man mit völliger Sicherheit weiß, dass sie gerade in den Himmel lacht und so hell wie die Sonne strahlt, würde es vielleicht weniger weh tun.

    Im Übrigen fürchte ich mich auch vor meinem eigenen Tod. Nicht, weil ich traurig um mich wäre, sondern weil ich fürchte, dass mit meine Familie mir folgen würde. Meine Eltern haben mir beide gesagt, dass ein Leben ohne ihre Kinder völlig sinnlos wäre und sie keinen Sinn mehr darin sähen. Ich fühle mich daher „verpflichtet“ auf mich aufzupassen, um meiner Familie keinen Schaden zuzufügen.

    Danke für das Teilen dieses Beitrags, lieber sternfluesterer.

    Ganz liebe Grüße! ❤

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    • Dankeschön, liebe Mia, dass Du diese Worte hier geshrieben nhast. Dass DU sie unter diesen Eintrag gesetzt hast, bedeutet mir besonders viel. – Es ist zwar wahrlich kein einfaches Thema, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir uns auch dazu „auf anderem Wege“ das ein oder andere Mal austauschen können. – Jedenfalls hätte ich genug Vertrauen dafür zu Dir.

      Ich danke Dir sehr und lasse auch hier wieder nur ganz liebe Grüße für Dich! ❤

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